Paylindo Logo
Veröffentlicht am

Disagio Kartenzahlung

Max Uth
Max Uthpaylindo Team
Disagio Kartenzahlung - Visualisierung der Gebührenstruktur bei Kartenzahlungen

Das Disagio Kartenzahlung (auch Händlerdisagio oder Merchant Discount Rate genannt) bezeichnet die prozentuale Gebühr, die Händler für die Akzeptanz von Kartenzahlungen an ihren Zahlungsdienstleister zahlen müssen. Diese Gebühr wird direkt vom Transaktionsbetrag abgezogen, bevor der Händler sein Geld erhält.

Das Disagio Kartenzahlung ist der zentrale Kostenfaktor für Unternehmen, die bargeldlose Zahlungen akzeptieren. Je nach Kartentyp, Vertragsmodell und Anbieter kann das Disagio zwischen 0,25% und 3,5% des Umsatzes betragen. Für Händler ist es daher entscheidend, die Disagio-Struktur zu verstehen und die Kosten zu optimieren.

Was ist das Disagio bei Kartenzahlung?

Das Disagio Kartenzahlung ist eine umsatzabhängige Gebühr, die bei jeder Kartentransaktion anfällt. Es wird als Prozentsatz des Zahlungsbetrags berechnet und deckt die Kosten für die Zahlungsabwicklung, das Betrugsrisiko und die Infrastruktur ab.

Funktionsweise des Disagios

Wenn ein Kunde für 100€ mit Karte bezahlt und das Disagio 1,5% beträgt, dann:

  • Zahlbetrag des Kunden: 100,00€
  • Disagio (1,5%): -1,50€
  • Auszahlung an Händler: 98,50€

Der Händler erhält also nicht den vollen Betrag, sondern den um das Disagio reduzierten Umsatz. Diese Differenz wird zwischen Zahlungsdienstleister, Kartensystem und kartenausgebender Bank aufgeteilt.

Zusammensetzung des Disagios

Das Disagio Kartenzahlung setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:

  1. Interchange-Gebühr (70-80% des Disagios) → geht an die Bank des Karteninhabers
  2. Scheme-Gebühr (5-10%) → geht an Visa, Mastercard etc.
  3. Acquirer-Marge (10-20%) → Gewinn des Zahlungsdienstleisters

Die genaue Aufteilung variiert je nach Kartentyp und Vertrag. Bei transparenten "Interchange++" Modellen sieht der Händler jede Komponente einzeln, bei "Blended Rate" Modellen nur eine Gesamtrate.

Disagio Höhe nach Kartentyp

Die Höhe des Disagio Kartenzahlung unterscheidet sich erheblich je nach verwendetem Kartensystem:

Girocard (EC-Karte)

Typisches Disagio: 0,25% - 0,95%

Die Girocard hat das niedrigste Disagio, da es sich um ein nationales System handelt und die Interchange-Gebühren reguliert sind. Für Händler ist die Girocard die günstigste Zahlungsoption.

Beispiele:

  • Bei SumUp: 0,95% (einheitlich für alle Karten)
  • Bei Zettle: 0,95%
  • Bei traditionellen Anbietern: 0,25% - 0,40%

Debitkarten (Visa Debit, Debit Mastercard)

Typisches Disagio: 0,8% - 1,5%

Debitkarten haben durch die EU-Regulierung eine Interchange-Obergrenze von 0,2%. Das Disagio liegt daher meist zwischen 0,8% und 1,5%.

Kreditkarten (Visa, Mastercard)

Typisches Disagio: 1,19% - 2,75%

Kreditkarten haben höhere Kosten aufgrund der Interchange-Obergrenze von 0,3% plus zusätzliche Gebühren für Bonusprogramme und Versicherungen.

Beispiele:

  • Bei SumUp: 1,39% (einheitlich)
  • Bei Zettle: 2,75%
  • Bei myPOS: 1,30%

American Express

Typisches Disagio: 1,5% - 3,5%

American Express ist nicht reguliert und betreibt ein geschlossenes System. Das Disagio ist daher am höchsten und wird direkt von Amex festgelegt.

Geschäftskarten

Typisches Disagio: 2,0% - 3,0%

Firmenkreditkarten und Geschäftskarten haben oft höhere Interchange-Sätze, da sie nicht unter die EU-Regulierung fallen. Das führt zu einem deutlich höheren Disagio.

Disagio Kartenzahlung vs. Fixkosten

Beim Vergleich von Zahlungsdienstleistern ist es wichtig, nicht nur das Disagio Kartenzahlung zu betrachten, sondern auch eventuelle Fixkosten:

Pay-as-you-go Modelle (nur Disagio)

Vorteile:

  • Keine monatlichen Grundgebühren
  • Kein Mindestumsatz erforderlich
  • Ideal für Unternehmen mit wenigen Transaktionen
  • Einfache Kalkulation

Beispiele:

  • SumUp: 1,39% Disagio, 0€ Fixkosten
  • Zettle: 0,95% (EC) / 2,75% (Kreditkarte), 0€ Fixkosten
  • myPOS: ab 0,90%, 0€ Fixkosten

Modelle mit Grundgebühr und niedrigerem Disagio

Vorteile:

  • Niedrigeres Disagio (oft 0,25% - 0,8%)
  • Lohnt sich ab ca. 5.000€ Monatsumsatz
  • Professionellere Hardware inklusive

Beispiele:

  • Traditionelle Banken: 0,25% - 0,5% Disagio, 15-30€ Grundgebühr
  • Concardis/Nexi: Individuell verhandelbar
  • Flatpay: 1,29% Disagio, 0€ Fixkosten, aber Mindestumsatz
LogoFinde das günstigste Disagio für dein Geschäft
Keine Registrierung notwendig
Sofortiger Kostenvergleich
Optimiere dein Disagio und spare Geld

Wie berechnet sich das Disagio Kartenzahlung?

Das Disagio Kartenzahlung wird immer vom Brutto-Transaktionsbetrag berechnet, nicht vom Netto-Wert.

Beispielrechnung 1: Einzelhandel

Ein Kunde kauft für 50€ ein und zahlt mit Girocard:

  • Umsatz: 50,00€
  • Disagio (0,95%): 0,48€
  • Auszahlung: 49,52€

Effektive Kosten: 0,48€

Beispielrechnung 2: Restaurant

Ein Gast zahlt 120€ per Kreditkarte (Visa):

  • Umsatz: 120,00€
  • Disagio (1,75%): 2,10€
  • Auszahlung: 117,90€

Effektive Kosten: 2,10€

Beispielrechnung 3: Hotelrechnung mit American Express

Ein Geschäftsreisender zahlt 800€ mit Amex:

  • Umsatz: 800,00€
  • Disagio (2,5%): 20,00€
  • Auszahlung: 780,00€

Effektive Kosten: 20,00€

Wie du siehst, können die Kosten bei höheren Beträgen und teureren Kartentypen erheblich ins Gewicht fallen.

Disagio optimieren: Tipps für Händler

Du kannst das Disagio Kartenzahlung nicht komplett vermeiden, aber mit folgenden Strategien optimieren:

1. Kunden zur Girocard-Zahlung motivieren

Da das Disagio bei Girocard am niedrigsten ist, kannst du Kunden subtil dazu bewegen:

  • Hinweisschild "Girocard bevorzugt"
  • Bei großen Beträgen höflich nachfragen: "Haben Sie eine EC-Karte?"
  • Separate Preise für Barzahlung/Girocard vs. Kreditkarte (rechtlich zulässig)

2. Vertragsmodell an Umsatz anpassen

  • Unter 5.000€ Monatsumsatz: Pay-as-you-go ohne Fixkosten
  • 5.000€ - 20.000€: Modelle mit kleiner Grundgebühr und niedrigerem Disagio
  • Über 20.000€: Individual-Konditionen verhandeln, Interchange++ Modelle

3. Mehrere Anbieter kombinieren

Manche Händler nutzen:

  • SumUp/Zettle für Girocard (niedriges Disagio)
  • Speziallösung für Kreditkarten mit besseren Konditionen
  • Direktvertrag mit Amex für American Express

4. Geschäftskarten erkennen und behandeln

Bei Business-Karten kannst du:

  • Höhere Preise verlangen (rechtlich zulässig)
  • Mindestbetrag festlegen
  • Alternative Zahlungsweise vorschlagen

5. Regelmäßig Konditionen prüfen

Der Markt verändert sich ständig:

  • Neue Anbieter mit besseren Konditionen
  • Anpassungen bei bestehenden Verträgen
  • Verhandlungsspielraum ab gewissem Umsatz

Disagio in unterschiedlichen Branchen

Das durchschnittliche Disagio Kartenzahlung variiert je nach Branche:

BrancheDurchschnittliches DisagioHauptkartentyp
Lebensmitteleinzelhandel0,3% - 0,6%Girocard dominiert
Fashion/Bekleidung0,8% - 1,5%Mix Giro/Kredit
Gastronomie1,2% - 2,0%Viel Kreditkarte
Hotels1,5% - 2,5%Amex, Business-Karten
Online-Handel1,5% - 2,2%Internationale Karten
Tankstellen0,5% - 1,0%Girocard, Fleet-Karten

Die Unterschiede entstehen durch:

  • Unterschiedliche Kartentypen (Girocard vs. Kreditkarte)
  • Internationale Kundschaft (höhere Interchange)
  • Durchschnittliche Bonhöhe
  • Verhandlungsmacht durch Umsatzvolumen

Disagio vs. andere Gebühren

Neben dem Disagio Kartenzahlung können weitere Kosten anfallen:

Autorisierungsgebühr

Manche Anbieter berechnen pro Transaktion eine Fixgebühr:

  • Typisch: 0,05€ - 0,15€ pro Transaktion
  • Besonders bei kleinen Beträgen problematisch
  • Moderne Anbieter verzichten meist darauf

Terminalmiete

Bei traditionellen Anbietern:

  • Monatliche Miete: 10€ - 30€
  • Einmaliger Kauf: 200€ - 800€
  • Bei SumUp/Zettle: Einmaliger Kauf ab 29€

Service- und Bereitstellungsgebühren

Einige Banken verlangen:

  • Monatliche Grundgebühr: 5€ - 25€
  • Einrichtungsgebühr: 0€ - 100€
  • Wartungsgebühr: 5€ - 15€/Monat

Auszahlungsgebühr

Gebühr für Überweisung auf dein Konto:

  • Bei modernen Anbietern: 0€
  • Bei manchen Banken: 0,50€ - 2€ pro Auszahlung

Rechtliche Aspekte des Disagios

Weitergabe ans Kunden

Seit 2018 ist es in Deutschland verboten, Kreditkartengebühren direkt an Kunden weiterzugeben (Zahlungskontengesetz). Das bedeutet:

  • ❌ "3% Aufschlag bei Kreditkartenzahlung" ist verboten
  • ✅ Unterschiedliche Preise für verschiedene Zahlungsarten sind erlaubt
  • ✅ "Bei Barzahlung 2% Rabatt" ist erlaubt

Transparenz

Zahlungsdienstleister müssen:

  • Disagio klar im Vertrag ausweisen
  • Keine versteckten Gebühren erheben
  • Alle Kostenbestandteile offenlegen

Fazit: Das Disagio Kartenzahlung verstehen und optimieren

Das Disagio Kartenzahlung ist der größte Kostenfaktor bei der Akzeptanz von Kartenzahlungen. Mit dem richtigen Verständnis und einer durchdachten Strategie kannst du diese Kosten deutlich reduzieren:

  1. Kartentyp beachten: Girocard ist am günstigsten
  2. Anbieter vergleichen: Pay-as-you-go vs. Fixkosten-Modelle
  3. Umsatz berücksichtigen: Ab 5.000€/Monat lohnt sich oft ein Anbieter mit Grundgebühr
  4. Konditionen verhandeln: Ab 200.000€ Jahresumsatz sind Individual-Tarife möglich
  5. Regelmäßig prüfen: Der Markt entwickelt sich schnell weiter