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Disagio Kartenzahlung

Das Disagio Kartenzahlung (auch Händlerdisagio oder Merchant Discount Rate genannt) bezeichnet die prozentuale Gebühr, die Händler für die Akzeptanz von Kartenzahlungen an ihren Zahlungsdienstleister zahlen müssen. Diese Gebühr wird direkt vom Transaktionsbetrag abgezogen, bevor der Händler sein Geld erhält.
Das Disagio Kartenzahlung ist der zentrale Kostenfaktor für Unternehmen, die bargeldlose Zahlungen akzeptieren. Je nach Kartentyp, Vertragsmodell und Anbieter kann das Disagio zwischen 0,25% und 3,5% des Umsatzes betragen. Für Händler ist es daher entscheidend, die Disagio-Struktur zu verstehen und die Kosten zu optimieren.
Was ist das Disagio bei Kartenzahlung?
Das Disagio Kartenzahlung ist eine umsatzabhängige Gebühr, die bei jeder Kartentransaktion anfällt. Es wird als Prozentsatz des Zahlungsbetrags berechnet und deckt die Kosten für die Zahlungsabwicklung, das Betrugsrisiko und die Infrastruktur ab.
Funktionsweise des Disagios
Wenn ein Kunde für 100€ mit Karte bezahlt und das Disagio 1,5% beträgt, dann:
- Zahlbetrag des Kunden: 100,00€
- Disagio (1,5%): -1,50€
- Auszahlung an Händler: 98,50€
Der Händler erhält also nicht den vollen Betrag, sondern den um das Disagio reduzierten Umsatz. Diese Differenz wird zwischen Zahlungsdienstleister, Kartensystem und kartenausgebender Bank aufgeteilt.
Zusammensetzung des Disagios
Das Disagio Kartenzahlung setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
- Interchange-Gebühr (70-80% des Disagios) → geht an die Bank des Karteninhabers
- Scheme-Gebühr (5-10%) → geht an Visa, Mastercard etc.
- Acquirer-Marge (10-20%) → Gewinn des Zahlungsdienstleisters
Die genaue Aufteilung variiert je nach Kartentyp und Vertrag. Bei transparenten "Interchange++" Modellen sieht der Händler jede Komponente einzeln, bei "Blended Rate" Modellen nur eine Gesamtrate.
Disagio Höhe nach Kartentyp
Die Höhe des Disagio Kartenzahlung unterscheidet sich erheblich je nach verwendetem Kartensystem:
Girocard (EC-Karte)
Typisches Disagio: 0,25% - 0,95%
Die Girocard hat das niedrigste Disagio, da es sich um ein nationales System handelt und die Interchange-Gebühren reguliert sind. Für Händler ist die Girocard die günstigste Zahlungsoption.
Beispiele:
- Bei SumUp: 0,95% (einheitlich für alle Karten)
- Bei Zettle: 0,95%
- Bei traditionellen Anbietern: 0,25% - 0,40%
Debitkarten (Visa Debit, Debit Mastercard)
Typisches Disagio: 0,8% - 1,5%
Debitkarten haben durch die EU-Regulierung eine Interchange-Obergrenze von 0,2%. Das Disagio liegt daher meist zwischen 0,8% und 1,5%.
Kreditkarten (Visa, Mastercard)
Typisches Disagio: 1,19% - 2,75%
Kreditkarten haben höhere Kosten aufgrund der Interchange-Obergrenze von 0,3% plus zusätzliche Gebühren für Bonusprogramme und Versicherungen.
Beispiele:
- Bei SumUp: 1,39% (einheitlich)
- Bei Zettle: 2,75%
- Bei myPOS: 1,30%
American Express
Typisches Disagio: 1,5% - 3,5%
American Express ist nicht reguliert und betreibt ein geschlossenes System. Das Disagio ist daher am höchsten und wird direkt von Amex festgelegt.
Geschäftskarten
Typisches Disagio: 2,0% - 3,0%
Firmenkreditkarten und Geschäftskarten haben oft höhere Interchange-Sätze, da sie nicht unter die EU-Regulierung fallen. Das führt zu einem deutlich höheren Disagio.
Disagio Kartenzahlung vs. Fixkosten
Beim Vergleich von Zahlungsdienstleistern ist es wichtig, nicht nur das Disagio Kartenzahlung zu betrachten, sondern auch eventuelle Fixkosten:
Pay-as-you-go Modelle (nur Disagio)
Vorteile:
- Keine monatlichen Grundgebühren
- Kein Mindestumsatz erforderlich
- Ideal für Unternehmen mit wenigen Transaktionen
- Einfache Kalkulation
Beispiele:
- SumUp: 1,39% Disagio, 0€ Fixkosten
- Zettle: 0,95% (EC) / 2,75% (Kreditkarte), 0€ Fixkosten
- myPOS: ab 0,90%, 0€ Fixkosten
Modelle mit Grundgebühr und niedrigerem Disagio
Vorteile:
- Niedrigeres Disagio (oft 0,25% - 0,8%)
- Lohnt sich ab ca. 5.000€ Monatsumsatz
- Professionellere Hardware inklusive
Beispiele:
- Traditionelle Banken: 0,25% - 0,5% Disagio, 15-30€ Grundgebühr
- Concardis/Nexi: Individuell verhandelbar
- Flatpay: 1,29% Disagio, 0€ Fixkosten, aber Mindestumsatz
Wie berechnet sich das Disagio Kartenzahlung?
Das Disagio Kartenzahlung wird immer vom Brutto-Transaktionsbetrag berechnet, nicht vom Netto-Wert.
Beispielrechnung 1: Einzelhandel
Ein Kunde kauft für 50€ ein und zahlt mit Girocard:
- Umsatz: 50,00€
- Disagio (0,95%): 0,48€
- Auszahlung: 49,52€
Effektive Kosten: 0,48€
Beispielrechnung 2: Restaurant
Ein Gast zahlt 120€ per Kreditkarte (Visa):
- Umsatz: 120,00€
- Disagio (1,75%): 2,10€
- Auszahlung: 117,90€
Effektive Kosten: 2,10€
Beispielrechnung 3: Hotelrechnung mit American Express
Ein Geschäftsreisender zahlt 800€ mit Amex:
- Umsatz: 800,00€
- Disagio (2,5%): 20,00€
- Auszahlung: 780,00€
Effektive Kosten: 20,00€
Wie du siehst, können die Kosten bei höheren Beträgen und teureren Kartentypen erheblich ins Gewicht fallen.
Disagio optimieren: Tipps für Händler
Du kannst das Disagio Kartenzahlung nicht komplett vermeiden, aber mit folgenden Strategien optimieren:
1. Kunden zur Girocard-Zahlung motivieren
Da das Disagio bei Girocard am niedrigsten ist, kannst du Kunden subtil dazu bewegen:
- Hinweisschild "Girocard bevorzugt"
- Bei großen Beträgen höflich nachfragen: "Haben Sie eine EC-Karte?"
- Separate Preise für Barzahlung/Girocard vs. Kreditkarte (rechtlich zulässig)
2. Vertragsmodell an Umsatz anpassen
- Unter 5.000€ Monatsumsatz: Pay-as-you-go ohne Fixkosten
- 5.000€ - 20.000€: Modelle mit kleiner Grundgebühr und niedrigerem Disagio
- Über 20.000€: Individual-Konditionen verhandeln, Interchange++ Modelle
3. Mehrere Anbieter kombinieren
Manche Händler nutzen:
- SumUp/Zettle für Girocard (niedriges Disagio)
- Speziallösung für Kreditkarten mit besseren Konditionen
- Direktvertrag mit Amex für American Express
4. Geschäftskarten erkennen und behandeln
Bei Business-Karten kannst du:
- Höhere Preise verlangen (rechtlich zulässig)
- Mindestbetrag festlegen
- Alternative Zahlungsweise vorschlagen
5. Regelmäßig Konditionen prüfen
Der Markt verändert sich ständig:
- Neue Anbieter mit besseren Konditionen
- Anpassungen bei bestehenden Verträgen
- Verhandlungsspielraum ab gewissem Umsatz
Disagio in unterschiedlichen Branchen
Das durchschnittliche Disagio Kartenzahlung variiert je nach Branche:
| Branche | Durchschnittliches Disagio | Hauptkartentyp |
|---|---|---|
| Lebensmitteleinzelhandel | 0,3% - 0,6% | Girocard dominiert |
| Fashion/Bekleidung | 0,8% - 1,5% | Mix Giro/Kredit |
| Gastronomie | 1,2% - 2,0% | Viel Kreditkarte |
| Hotels | 1,5% - 2,5% | Amex, Business-Karten |
| Online-Handel | 1,5% - 2,2% | Internationale Karten |
| Tankstellen | 0,5% - 1,0% | Girocard, Fleet-Karten |
Die Unterschiede entstehen durch:
- Unterschiedliche Kartentypen (Girocard vs. Kreditkarte)
- Internationale Kundschaft (höhere Interchange)
- Durchschnittliche Bonhöhe
- Verhandlungsmacht durch Umsatzvolumen
Disagio vs. andere Gebühren
Neben dem Disagio Kartenzahlung können weitere Kosten anfallen:
Autorisierungsgebühr
Manche Anbieter berechnen pro Transaktion eine Fixgebühr:
- Typisch: 0,05€ - 0,15€ pro Transaktion
- Besonders bei kleinen Beträgen problematisch
- Moderne Anbieter verzichten meist darauf
Terminalmiete
Bei traditionellen Anbietern:
- Monatliche Miete: 10€ - 30€
- Einmaliger Kauf: 200€ - 800€
- Bei SumUp/Zettle: Einmaliger Kauf ab 29€
Service- und Bereitstellungsgebühren
Einige Banken verlangen:
- Monatliche Grundgebühr: 5€ - 25€
- Einrichtungsgebühr: 0€ - 100€
- Wartungsgebühr: 5€ - 15€/Monat
Auszahlungsgebühr
Gebühr für Überweisung auf dein Konto:
- Bei modernen Anbietern: 0€
- Bei manchen Banken: 0,50€ - 2€ pro Auszahlung
Rechtliche Aspekte des Disagios
Weitergabe ans Kunden
Seit 2018 ist es in Deutschland verboten, Kreditkartengebühren direkt an Kunden weiterzugeben (Zahlungskontengesetz). Das bedeutet:
- ❌ "3% Aufschlag bei Kreditkartenzahlung" ist verboten
- ✅ Unterschiedliche Preise für verschiedene Zahlungsarten sind erlaubt
- ✅ "Bei Barzahlung 2% Rabatt" ist erlaubt
Transparenz
Zahlungsdienstleister müssen:
- Disagio klar im Vertrag ausweisen
- Keine versteckten Gebühren erheben
- Alle Kostenbestandteile offenlegen
Fazit: Das Disagio Kartenzahlung verstehen und optimieren
Das Disagio Kartenzahlung ist der größte Kostenfaktor bei der Akzeptanz von Kartenzahlungen. Mit dem richtigen Verständnis und einer durchdachten Strategie kannst du diese Kosten deutlich reduzieren:
- Kartentyp beachten: Girocard ist am günstigsten
- Anbieter vergleichen: Pay-as-you-go vs. Fixkosten-Modelle
- Umsatz berücksichtigen: Ab 5.000€/Monat lohnt sich oft ein Anbieter mit Grundgebühr
- Konditionen verhandeln: Ab 200.000€ Jahresumsatz sind Individual-Tarife möglich
- Regelmäßig prüfen: Der Markt entwickelt sich schnell weiter